Kalifornien verpflichtet Chatbots zur Kennzeichnung, Ökonomen warnen vor Joblosigkeit

Die KI treibt Produktivität, doch Einstiegsstellen verschwinden und die Märkte überhitzen.

Anja Krüger

Das Wichtigste

  • 75 Prozent der jüngsten Börsengewinne werden durch KI getrieben
  • KI-Blase wird als 17-mal größer als die Dotcom-Euphorie eingeschätzt
  • Kaliforniens SB 243 verpflichtet Chatbots zur Kennzeichnung und zu Berichten zur Suizidprävention

Heute verdichtet sich auf r/futurology ein Dreiklang: KI als Verführerin, als Produktivitätsmotor ohne neue Jobs und als womöglich überdehnte Anlagegeschichte. Die Community tastet die gesellschaftlichen Kanten ab – von Einsamkeit und Regulierung bis hin zu einem Arbeitsmarkt, der wächst, ohne Menschen mitzunehmen.

Verführung, Einsamkeit und Transparenz

Die zugespitzte Beobachtung, dass selbst die dümmste Person von ChatGPT zustimmend bestärkt wird, legt die soziale Macht der Systeme offen: Charme, Sicherheitssprache und das Versprechen, immer „Recht“ zu geben. Parallel dazu kreist die Debatte um die Frage, ob KI-Gefährt:innen und Sexroboter den Geburtenrückgang verschärfen – nicht als plötzlicher Kollaps, sondern als schleichende Wahl für bequeme Erfüllung statt komplexer Beziehungen.

"KI klingt nie unsicher; sie ist oft selbstbewusst falsch – und wer das nicht erkennt, liegt mit ihr ebenso daneben." - u/mctrials23 (816 points)

Als Gegenwehr setzt Kalifornien auf Transparenz: Das neue Gesetz SB 243 verpflichtet Chatbots zur klaren KI-Kennzeichnung und fordert Berichte zu Suizidprävention bei Begleit-Apps. Popkulturell blickt die Community zugleich nach vorn und fragt in der Diskussion um „I, Robot“ als 2035er Szenario, wie nah humanoide Systeme dem Alltag wirklich kommen.

Produktivität ohne Arbeit – das neue ökonomische Paradox

Gleich zwei Analysen markieren die tektonische Verschiebung: Während Goldman Sachs von „joblosem Wachstum“ für Gen Z spricht, warnt ein zweiter Bericht vor KI-getriebener Outputsteigerung ohne neue Stellen. Die historische Verheißung „mehr Produktivität, mehr Jobs“ verliert an Bindungskraft – besonders für Einsteiger:innen und mittlere Qualifikationen.

"Wozu ist eine Wirtschaft gut, wenn Menschen nicht teilnehmen können? Entfernt man sie aus dem System, verschwinden auch die Konsument:innen – und dann?" - u/Psigun (1167 points)

Die Bodenperspektive bestätigt das: In Spanien berichtet ein Softwareteam, dass KI Junior-Stellen bereits verdrängt – mit fragiler Aufstiegstreppe für die nächste Generation. Wenn Einstiegspfade verschwinden, droht die soziale Aufwärtsmobilität zu stocken; das Narrativ „Weiterbildung löst alles“ wirkt plötzlich dünn.

"Wachstum um des Wachstums willen ist die Ideologie der Krebszelle." - u/Zeikos (71 points)

Die Blase und das Danach

Die Marktstimmung schwankt zwischen Revolution und Überdehnung: Ein viel diskutierter Befund erklärt, die KI-Blase sei 17-mal größer als die Dotcom-Euphorie. Gleichzeitig zeigt die Monetarisierungsrealität, dass extreme Nutzung nicht automatisch zahlungsbereite Kundschaft bedeutet – mit der absehbaren Flucht in Werbung und „Engagement“-Formate, während mancher Konzern bereits in fragwürdige Bot-Modelle abgleitet.

"LLMs halluzinieren zu viel für hochgenaue Aufgaben; wenn man alles doppelt prüfen muss, wo ist der Nutzen?" - u/Zoomwafflez (199 points)

Die Anschlussfrage lautet: Wenn 75 Prozent der jüngsten Börsengewinne durch KI getrieben sind, was folgt nach einem Platzen? Die Community erwartet weniger AGI-Verheißung, mehr nüchterne Effizienz – mit Risiko kurzer Rezession und schnellerer Automationswelle. Wie nach der Dotcom-Ära bleibt der Kern der Technologie bestehen; die gesellschaftliche Aufgabe ist, die Übergänge so zu gestalten, dass Menschen nicht zum Anhängsel einer produktiven, aber menschenfernen Maschine werden.

Alle Gemeinschaften spiegeln Gesellschaft wider. - Anja Krüger

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Quellen